26.7.08

Samstags-Lob (1)


"Es ist Samstag, niemand arbeitet etwas, die Leute liegen in ihren Wohnungen auf dem Diwan oder in ihren Betten herum und wissen nichts mit dieser Zeit anzufangen.
Die Samstagnachmittage habe ich immer als eine für alle sehr gefährliche Zeit empfunden, die Unzufriedenheit mit sich selbst und mit allem und jedem und das plötzliche Bewusstsein, tatsächlich das ganze Leben lang ausgenützt und sinnlos zu sein, erzeugten diese Stimmung, der die meisten mit erschreckender Gründlichkeit ausgeliefert waren.
Die meisten Menschen sind an ihre und an irgendeine regelmäßige Arbeit gewöhnt, setzt sie aus, verlieren sie augenblicklich den Inhalt und das Bewußtsein und sind nichts weiter mehr als ein krankhafter Verzweiflungszustand.
Sie denken, sie regenerieren sich, aber in Wirklichkeit ist es ein Vakuum, in welchem sie halb verrückt werden. So kommen sie alle an den Samstagnachmittagen auf die verrücktesten Ideen, und alles endet immer nur unbefriedigend. Sie fangen an, Kasten und Kommoden, Tische und Sessel und ihre eigenen Betten zu verschieben, ihre Kleider bürsten sie auf den Balkonen aus, ihre Schuhe putzen sie wie wahnsinnig Gewordene, die Frauen steigen auf die Fensterbänke..." (Thomas Bernhard)

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Gegen das Gefühl kompletter Sinnlosigkeit hilft ein Migräneanfall. Diese Dankbarkeit, wenn der Schmerz nachlässt...